International Competition for an Infopoint and Burial Museum
Bestattung Wien Gmbh/Friedhöfe Wien Gmbh
Vienna, Austria
2009
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Gross Floor Space 1.600m²█Floor Space 1.167m²
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ERLÄUTERUNGSBERICHT
Die Besonderheit der gegenständlichen Aufgabenstellung liegt – abgesehen von der inhaltlichen Bedeutung – in städtebaulicher und architektonischer Hinsicht darin, eine durch starke Symmetrie und Massivität geprägte Anlage durch das Hinzufügen von Objekten zu ergänzen.
Grundlage unseres Entwurfsansatzes ist es, Bestandsobjekte und neue Baukörper miteinander zu einer neuen Identität zu verschmelzen. Jede Hinzufügung zu bekannten Gefügen wird zuerst zwangsläufig als Fremdkörper empfunden. Die Kunst der Verschmelzung und Verwandlung liegt in der Subtilität der miteinander in Beziehung gesetzten Objekte. Wiederkehrende gestalterische Themen, verbindende Bewegungsräume, neu geschaffene Blickachsen und inhaltliche Verbindungen schaffen ein großmaßstäbliches Raumgefüge, das letztlich die Einzelobjekte zu einem kommunikativen Konglomerat vernetzt.
Der städtebauliche, architektonische und inhaltliche Kontext verlangt dem bisher in sich ruhenden Verwaltungsgebäude eine Öffnung und Neuorientierung ab. Die Zubauten erweitern gestalterisch und inhaltlich den Wirkungsbereich des Bestandes. Die neu geschaffene Landschaft verbindet in ihrer Topografie sowohl das Bestandsgebäude, den Torbau und die Neubauten untereinander als auch die Objekte mit dem Zentralfriedhof und dem Straßenraum.
Die neue Plattform der Bestattung Wien und der Friedhöfe Wien fasst zusammen, was scheinbar unvereinbar ist: Öffnung mit gleichzeitiger Diskretion; Museumsbetrieb, Verkauf und Gastronomie mit Friedhofsbetrieb; Alltag (Wohnungen) mit Trauerarbeit.
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AUFGABENSTELLUNG
Das Bestattungsmuseum, ein Infopoint und ein Café sollen als Zu- und Umbauten beim westlichen der beiden das Tor 2 flankierenden Gebäude geplant werden. Der Schwerpunkt der Thematik liegt hierbei darin, eine identitätsstiftende zeitgemäße Struktur für die Bestattung Wien und die Friedhöfe Wien im Kontext der sehr dominanten historischen Anlage zu entwickeln.
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STÄDTEBAU UND FREIRAUMGESTALTUNG
Städtebauliches Ziel des Projektes ist es, das neue Gefüge intensiv mit dem Umfeld zu vernetzen und eine gemeinsame Plattform für Bestandsobjekte und neue Gebäude zu schaffen. Die vorhandenen Niveauunterschiede von Außenraum und Erdgeschoß des Bestandsgebäudes werden dafür durch die Entwicklung einer neuen Topografie angenähert. Diese verbindet darüber hinaus die drei Funktionen Infopoint – Bestattungsmuseum – Café miteinander und gewährt eine barrierefreie Erschließung der Gesamtanlage.
Die großzügige neue Plattform erweitert den Wirkungsbereich des Museums: Die Freiflächen bieten einen zusätzlichen einladenden Präsentationsrahmen des Museums. Die hier platzierten Ausstellungsobjekte laden zum Besuch des Museums, des Infopoints und des Cafés ein und leiten in die Gebäude.
Ein Kopfbau überragt die Mauer zwischen Bestandsgebäude und Torbau, verbindet über dieses Zeichen den Zentralfriedhof mit dem Straßenraum und präsentiert die neu angesiedelten Institutionen nach außen.
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ENTWURFSKONZEPT / DENKMALPFLEGERISCHES KONZEPT
Das vorliegende Projekt wurde im Spannungsfeld scheinbar widersprüchlicher Anforderungen entwickelt: Einerseits werden neue Funktionen angesiedelt, die einen hohen Besucherandrang erwarten lassen; andererseits muss dieser Ort gleichzeitig ein respektvolles Nebeneinander mit den Friedhofsbesuchern ermöglichen.
Die Neubauelemente bieten daher zahlreiche Zugänge an, die Passanten aus dem gesamten Areal einladen und sich auch zum Straßenraum hin öffnen. Die neuen Funktionen erschließen sich dem Gast nach Betreten der Gebäude und orientieren sich primär nach innen. Der Infopoint bietet trotz zentraler Lage und öffentlicher Ausrichtung die Privatheit für persönliche Beratungsgespräche. Wände werden durch Oberlichten lichtüberflutet. Auch im Obergeschoß verhilft diese Gestaltung samt der Lichtführung zu einer konzentrierten Raumqualität. Als Teil der neuen Landschaft entwickelt, bilden die Neubauten einen Rahmen und Kontext für das historische Bestandsgebäude.
Gegenwärtige Aufgaben und Fragestellungen verlangen nach laufender Neuinterpretation bestehender Strukturen. Um Denkmäler als lebende Organismen der Stadt zu “erhalten” ist ihre Verwandlung, dem zeitgenössischen Kontext entsprechend, unvermeidlich. So wird auch das Bestandsgebäude seiner neuen Nutzung entsprechend und im Zusammenhang mit den Neubauelementen zu einer neuen Identität transformiert.
Die zahlreichen Umbauten haben dem Bestandsgebäude die ursprünglich großzügige Struktur genommen. Die nunmehr geplante Adaptierung stellt aus unserer Sicht auch eine Chance dar, das räumliche Potential zurück zu gewinnen und weiter zu entwickeln. Eine wesentliche Maßnahme stellt die „Entkernung“ des großen Innenhofes dar. Die bestehende Stiege zum ersten Obergeschoß wird durch einen neuen Erschließungskern im Übergang zwischen Bestandsgebäude und Neubau ersetzt. Der attraktivere Zugang bietet zudem eine barrierefreie Erschließung (Aufzug) sämtlicher Geschoße an. Die von dieser Maßnahme betroffene Wohnung wird entsprechend adaptiert und im Sinne einer Substanzverbesserung als Maisonette mit Nutzung des darüber liegenden Dachraumes ausgeführt.
Neue Öffnungen in den Fassaden des denkmalgeschützten Gebäudes verbinden die Objekte untereinander und orientieren sich in ihren Ausmaßen an der vorhandenen Gliederung. Die Eingänge werden als transparente Übergangsbereiche zwischen Bestand und Neubau entwickelt. Die Zubauten nähern sich dem Altbau an und schaffen in einer „Raumkompression“ eine spannungsreiche Nachbarschaft von Materialien und Formensprachen.
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FUNKTIONSKONZEPT
Den drei Funktionen Infopoint – Bestattungsmuseum – Café wird jeweils ein Baukörper zugeteilt: Der Infopoint wird als erste Anlaufstelle dem Bestandsgebäude vorgelagert. Er kann sowohl vom Straßenraum als auch vom Friedhofsgelände betreten werden. Für das Museum wird das gesamte Erdgeschoß des ehemaligen Verwaltungsgebäudes adaptiert und geöffnet. Das Café lädt Besucher über die neue Ausstellungslandschaft ein und ist auch direkt an den Museumsrundgang angeschlossen.
Die drei Funktionen sind im Inneren der Gebäude miteinander auf einer Ebene verbunden. Der Infopoint beherbergt Empfang, Ticketverkauf, Museumsfoyer, Shop und Beratungszonen. Ein neuer Erschließungskern im Übergangsbereich zwischen Infopoint und Museum bietet einen weiteren barrierefreien Zugang vom Straßenraum zum Infopoint an (Aufzug) und versorgt neben den Wohnungen (im ersten Obergeschoß) und dem Untergeschoß auch einen kleineren Veranstaltungsraum. Dieser kann auch unabhängig von Museumsbetrieb und Infopoint betrieben werden und steht beispielsweise für Firmenveranstaltungen der Verwaltungszentrale oder Seminare (z.B.: Trauerseminare in intimerem Rahmen) zur Verfügung.
Das Museum ist in einem klaren Rundgang bespielbar. Im südlichen Gebäudeteil werden die Raumstrukturen weitestgehend erhalten. Der Bereich der ehemaligen Innenhöfe und Einbauten wird geöffnet und durch die Errichtung großzügiger Oberlichten zu einer repräsentativen Ausstellungsfläche entwickelt. Der benachbarte Multifunktionsraum kann aufgrund der sehr offenen Struktur daher bei Bedarf auch in diesen Bereich erweitert werden. Das Kuratorenbüro liegt direkt neben dem Abgang zum Archiv, den Werkstätten und dem Depot. Diese Räume werden über einen neuen Hof belichtet und können auch über diesen betreten und beliefert werden.
Das Café kann unabhängig von Museum und Infopoint betrieben werden. Die Anlieferung erfolgt über das direkt anschließende Tor.
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TEAM Susanne Zottl, Mario Buda, Christine Schindler█Structural Engineering Di Kurt Ströhle█BUILDING SERVICES ENGINEERING Die Haustechniker Technisches Büro Gmbh█Building Physics Dr. Pfeiler Gmbh
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SUSANNEZOTTL█ARCHITEKTIN███
█MAG.ARCH.M.ARCH.██████████
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█MOBIL+4369913208838███████